Dies ist der erste Beitrag der Blog-Reihe „Tipps & Tricks“, die ab jetzt jeden Mittwoch erscheinen wird und euch hilfreiche Infos zur alltäglichen Nutzung der Esri-Produkte geben soll. Im 1. Teil stelle ich die Rolle der Hierarchietabelle und Suchtoleranzen bei der Rückwärts-Geokodierung vor.
Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum bei der Rückwärts-Geokodierung manchmal nur Adressen, häufig aber auch POIs, wie Parks oder Flughäfen angezeigt werden? Und warum drei Meter weiter wieder ganz andere Ergebnisse angezeigt werden? Die Antwort ist so simpel wie genial: Suchtoleranzen und Mehrfachrollen-Locators! Okay, vielleicht doch nicht so simpel. Was bedeutet das genau?
Im ersten Bild sind vier Positionspunkte (blau) in Köln am und im Fußballstadion hinzugefügt worden. Nachdem die Positionspunkte mit dem ArcGIS World Geocoding Service rückwärts-geokodiert wurden (violett), werden nur noch zwei Positionspunkte angezeigt. Allerdings liegen jeweils zwei Punkte übereinander – einmal innerhalb und einmal außerhalb des Fußballstadions.
Auch wenn nur zwei Positionspunkte sichtbar sind, verraten uns die Attributtabellen, dass es sich weiterhin um vier Positionspunkte handelt. Zwei wurden dem Fußballstadion zugeordnet und zwei wurden einer Adresse an dem angrenzenden Wohngebiet zugeordnet.
Bei der Rückwärts-Geokodierung werden Geocoding Services genutzt, um Positionspunkten eine Adresse oder einen POI zuzuweisen. Diese können z.B. ArcGIS World Geocoding Service oder ArcGIS StreetMap Premium sein. Hierbei handelt es sich um Mehrfachrollen-Locator. Im Gegensatz zu Einzelrollen-Locator, die nur einen Feature-Typ beinhalten (z.B. Punktadressen oder PLZ-Gebiete), haben die Mehrfachrollen-Locator mehrere Feature-Typen, nach denen geokodiert werden kann. Diese Features können Punkt- oder Polygon-Features sein und dabei kann es sich z.B. um Adressen, Kreuzungen, Straßenabschnitten oder POIs (Parks, Flughäfen, Sportplätze) handeln. Aber wie werden die Positionspunkte bei der Rückwärts-Geokodierung den entsprechenden Features zugewiesen? Die Zuweisung erfolgt über Suchtoleranzen, die für jeden Feature-Typ definiert sind. Die Suchtoleranzen können in der Hierarchietabelle eingesehen werden und liegen zwischen null und 100 Metern. Wobei null nur für Polygon-Features gilt, da hier der Positionspunkt innerhalb des Polygons liegen muss. Die Suchtoleranzen gelten also lediglich für Punkt-Features. Aber was ist mit Linien-Features? Linien-Features erhalten einen gedachten Puffer entsprechend der Suchtoleranz ihres Feature-Typs in der Hierarchietabelle und werden somit wie Polygone behandelt.
Da in der realen Welt meist nicht ein einziges Feature einer Position zugeordnet werden kann, werden die verschiedenen Feature-Typen hierarchisch geordnet. Diese Hierarchie entspricht der absteigenden Reihenfolge der Hierarchietabelle. Bei Einzelrollen-Locators ist keine Hierarchie notwendig, da nur jeweils ein Feature-Typ geokodiert wird. Darum wird die Suchtoleranz bei Einzelrollen-Locators sowohl für die Rückwärts-Geokodierung als auch für die interaktive Rückwärts-Geokodierung (Werkzeug Was befindet sich hier?) auf 500 Meter erweitert.
Die verschiedenen Auswahlergebnisse bzw. Zuordnungen bei der Rückwärts-Geokodierung ergeben sich also nicht zufällig, sondern aus dem Zusammenspiel von Locator, Suchtoleranz und Hierarchie der Hierarchietabelle.