Mit ArcGIS Pro hat sich unter anderem das Datenmanagement verbessert. Die neuen Funktionalitäten zur Vereinfachung und Überprüfung der Dateneingabe und die Anwendung von Attributregeln verbessern die Datenkonsistenz und somit die Datenqualität entscheidend.
Dazu gehören neben Feldgruppen und Gruppenwerte besonders die Attributregeln, welche beim Bearbeiten der Daten die Zulässigkeit der Eingaben und Änderungen automatisch überprüfen oder Feldwerte automatisch berechnen.
Feldgruppen und Gruppenwerte
Eine Feldgruppe ist eine Liste von Feldnamen einer Tabelle oder Feature-Class die inhaltlich voneinander abhängig sind. In einem Baumkataster werden zum Beispiel die Baumstandorte innerhalb einer Stadt oder Gemeinde erfasst – zusammen mit den Attributen „Gattung“ und „Baumart“. Wird im Feld „Gattung“ der Wert Acer (lat. Name für Ahorn) ausgewählt, können im Feld „Baumart“ nur Bezeichnungen von Baumarten enthalten sein, die auch zur Gattung Acer gehören – also zum Beispiel Acer platanoides (lat. Name für Spitzahorn) oder Acer campestre (lat. Name für Feldahorn). Der Eintrag einer anderen Baumart, z.B. Abies alba (lat. Name für die Weisstanne) führt entweder automatisch zu einer Fehlermeldung oder wird Ihnen bei der Eingabe erst gar nicht angeboten.
Eine Feldgruppe kann aus zwei oder auch aus mehr Feldern zusammengesetzt sein. Voraussetzung ist, dass die Felder über eigene Attributdomänen verfügen, beispielsweise eine Liste aller Gattungen für das Feld „Gattung“ und eine Liste aller Baumarten für das Feld „Baumart“. Je mehr Felder berücksichtigt werden müssen, desto höher kann die Komplexität der gültigen Wertkombinationen werden. Diese Kombinationen werden in der Liste der Gruppenwerte festgelegt. Existiert darüber hinaus im Datenmodell der Feature-Class ein Subtype, etwa eine Unterscheidung der Stadtbäume nach „Straßenbaum“ und „Anlagenbaum“, so kann für jeden Subtype eine eigene Liste mit gültigen Gruppenwerten konfiguriert werden.
Das Erstellen von Feldgruppen und Gruppenwerte erfolgt direkt über Funktionen in ArcGIS Pro. Sie können die Listen dort direkt manuell erstellen und befüllen, es gibt aber auch die Möglichkeit, die Daten aus entsprechend formatierten .csv-Dateien zu importieren.
Hinweis: Da es sich um eine neue Funktion in der Geodatabase mit ArcGIS Pro 2.4 handelt, sind Tabellen oder Feature-Classen mit Gruppenwerten mit ArcMap oder ArcGIS Pro 2.3 nicht mehr kompatibel.
Attributregeln
Reichen die Möglichkeiten der Attributdomänen und der Gruppenwerte nicht aus, die Datenqualität sicherzustellen, hat man mit Attributregeln eine weitere Option, mit der nahezu beliebige Berechnungs- oder Prüfungsverfahren implementiert werden können.
Mit Berechnungsregeln können – ausgelöst durch das Einfügen, Ändern oder Löschen einer Zeile oder eines Features – vollautomatisch Feldwerte berechnet werden. Dazu wird ein Arcade-Skript in der Geodatabase hinterlegt mit der entsprechenden Information, bei welchem Ereignis welches Feld neu zu berechnen ist.
Arcade ist seit 2016 Bestandteil von ArcGIS und erfährt mit jedem neuen Release eine größere Verbreitung in der gesamten ArcGIS Plattform. Arcade ist als einfache Skriptsprache konzipiert, die sich schnell auch Nicht-Programmierern erschließt. Beim Einsatz von Arcade geht es immer darum, auf der Basis von bestehenden Attributwerten einen neuen Wert zu ermitteln, der dann in unterschiedlichen Kontexten weiterverwendet werden kann: zum Beschriften, für die Symbolisierung oder wie hier für die Überprüfung oder automatische Berechnung.
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Beschränkungsregeln bieten die Möglichkeit – ebenfalls durch ein entsprechendes Ereignis ausgelöst – mit Hilfe eines Arcade-Skripts die Gültigkeit von Objekt- oder Feature-Eigenschaften zu überprüfen. Dabei sind auch geometrische Prüfungen möglich, da Arcade über einen vollständigen Satz an geometrischen Funktionen verfügt. Für die Überprüfung können dabei auch andere Datasets herangezogen werden, solange sie aus dem gleichen Workspace stammen wie die zu überprüfende Feature-Class.
Validierungsregeln überprüfen wie Beschränkungsregeln die Gültigkeit von Feldwerten. Sie werden aber nicht durch einen Trigger (Einfügen, Aktualisieren oder Löschen) ausgelöst, sondern gezielt durch den Benutzer für eine ganze Gruppe an Objekten mit Hilfe eines Geoverarbeitungswerkzeuges oder werden durch den Fehler-Inspektor in ArcGIS Pro gestartet. Auch die vorher erwähnten Berechnungsregeln können auf diese Weise im Batch ausgeführt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die so zu bearbeitende Feature-Class verzweigungsversioniert und als Feature-Service im ArcGIS Portal veröffentlicht ist. Lesen Sie hierzu den ArcGIS Blogbeitrag zur Verzweigungsversionierung.