Auf der Esri Konferenz 2025 wurde deutlich: Die Digitalisierung verändert die Bau- und Infrastrukturbranche rasant. Begriffe wie BIM, Digitale Zwillinge und GIS sind längst Realität. Doch wie bringen wir diese Welten zusammen? Die Antwort liegt in einem durchdachten Workflow, der Standortinformationen als verbindendes Element nutzt.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie ArcGIS und BIM gemeinsam eine neue Dimension für Planung, Bau und Betrieb eröffnen und warum räumliches Denken der Schlüssel ist.
Warum der Standort der gemeinsame Nenner ist
Im gesamten Lebenszyklus einer Infrastruktur, von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb, spielt der Standort eine zentrale Rolle. GIS bietet das grundlegende Rahmenwerk für ein gemeinsames Verständnis. Es ermöglicht, BIM-Daten nicht nur als isolierte Modelle zu betrachten, sondern sie in den räumlichen Kontext zu setzen.

Um in Projekten effektiv miteinander zusammen zu arbeiten, ist es für die verschiedenen Projektbeteiligten und Experten wichtig, ein Verständnis über die Arbeitsweise und auch Sprache der anderen Expertengruppen zu haben. Werfen wir deshalb, zum besseren Verständnis einen kurzen Blick auf den Umgang von ArcGIS Pro und Revit mit dem Thema Standort, Koordinatensysteme und der Frage, wie welche Informationen weitergegeben werden.
Ein kurzer Exkurs in die Welt der Koordinaten
Projekten, die nach der BIM-Methode geplant und umgesetzt werden, liegt ein entscheidendes Dokument zu Grunde, in dem gemeinsam genutzte und verbindlich für alle Projektbeteiligten geltende Informationen festgelegt werden, die AIA (Auftraggeber Informationsanforderungen). Eine dieser Informationen ist die Geographische Lage des Projektes. Dazu zählt das zu verwendende Koordinatensystem, sowie der Projektbasis- und der Vermesserpunkt.
Diese Informationen sollten allen Projektbeteiligten zur Verfügung stehen und Modelldaten entsprechenden konstruiert und angelegt werden.

Worin liegt jetzt also die Herausforderung im Zusammenspiel von GIS & BIM.
ArcGIS Pro (im Store erhältlich) unterstützt eine Vielzahl von horizontalen und vertikalen Koordinatensystemen. Diese können einfach in den Karteneinstellungen ausgewählt werden. Man unterscheidet hier zwischen geographischen, projizierten und lokalen Systemen. Je nach Lage des Projektes und Anforderungen an die zu nutzenden GIS-Daten kann das entsprechende System ausgewählt werden. Für mehr Informationen zu Koordinatensystemen in ArcGIS Pro klicken Sie hier.

In BIM-Software wie Revit liegt der Fokus weniger auf globalen oder projizierten Koordinaten, sondern auf Lokalen Systemen, in denen ein Modell ohne Verzerrung konstruiert werden kann. Der Bezug zur realen Welt und dem „Wo“ kann dennoch über mehrere Parameter eingestellt und definiert werden:
- Interner Ursprung: Der Interne Ursprung entspricht der „Startposition“ des lokalen Netzes. Sein Radius ist auf 16 km definiert. Innerhalb dieses Radius wird das Modell verzerrungsfrei konstruiert. Daten die Außerhalb dieses Bereichs liegen werden nicht dargestellt. Auch der Vermesserpunkt und er Projekt-Basispunkt müssen innerhalb des 16 km Radius um den Ursprung positionier sein. Per Default liegt der Interne Ursprung zunächst bei 0, 0, 0. Um das Modell so zu konstruieren, dass es im GIS an der richtigen Position liegt, muss demnach im ersten Schritt der gesamte Konstruktionsbereich im Revit positioniert werden.
- Projekt-Basispunkt: Der Projekt-Basispunkt definiert den Ursprung des lokalen Projektkoordinatensystems und wird als Referenzpunkt für Messungen herangezogen.
- Vermesserpunkt: Der Vermesserpunkt definiert einen realen Bezugspunkt in Modellnähe und gibt damit die Position des Modells auf der Erdoberfläche an.
- Standort: Der Standort oder geographische Standort, kann über ein Werkzeug in Revit definiert werden und gibt die reale Position des Modells mit globalen Koordinaten und Adresse an. Aber Vorsicht! Der Standort hat keine Auswirkungen auf den Projekt-Basis-, den Vermesserpunkt und die Projektadresse (Plankopf) sondern dient der internen Nutzung in Revit, z.B. für Licht- & Schattenanalysen. Auf ArcGIS Pro kann auf Basis dieser Information keine Verortung durchführung.
- Projektadresse: Die Projektadresse gehört ebenfalls zu den in der AIA definierten Parameter und kann in Revit eingestellt werden. ArcGIS Pro kann auf Basis dieser Information, eine Positionsvalidierung durchführen und das Modell neu positionieren.
Diese und weitere Informationen wurden der Dokumentation von Autodesk Revit entnommen. Wer mehr über die Parameter in Revit und den Umgang mit ihnen erfahren möchte, bekommt hier einen ersten Einstieg Hilfe | Info zur Positionierung | Autodesk
Der Workflow im Detail
Die Integration von GIS und BIM ist kein einzelner Schritt, sondern ein durchgängiger Prozess, bei dem sich unterschiedliche Fachteams verschiedene Daten hin- und her spielen müssen. Nutzt man den Standort als gemeinsamen Nenner, als verbindende Informations- und Kommunikationsbasis können Arbeitsabläufe Effizient und Ressourcen schonend gestaltet und aufgebaut werden.
Wie kann so ein Workflow aussehen?
Planung mit Raumbezug: Erste Entwürfe entstehen in Autodesk Forma und Revit, wobei der Standort bereits berücksichtigt wird. Durch die neue Schnittstelle ArcGIS For Autodesk Forma können GIS-Daten, wie Flurstücke, Straßenachsen und Naturschutzflächen direkt in der BIM-Software per Klick hinzugefügt werden. Die Geolocation wird dabei berücksichtig und die BIM-Konstrukteure arbeiten wie gewohnt nur direkt an der richtigen Koordinate.
Integration in ArcGIS Pro: CAD- und BIM-Daten (DWG, DGN, IFC, RVT) werden in ArcGIS Pro-Projekte eingebunden. Bei Modellen und Plänen, die unter Berücksichtigung der geographischen Lage modelliert wurden, erfolgt dieser Schritt über die Funktion Daten hinzufügen oder per Drag-and-Drop direkt aus dem Verzeichnis. Zusätzliche kann über die Schnittstelle zur Autodesk Construction Cloud (ACC) auch direkt auf Modelle in der Cloud zugegriffen werden, so dass der BIM-Workflow nahtlos integriert wird.
Tipp: Sollten Modelle ohne Geolocation integriert werden, besteht die Möglichkeit diese in ArcGIS pro direkt zu georeferenzieren. Mit dem neuen ArcGIS Pro 3.6 Release gibt hierzu auch die Möglichkeit Transformationsparameter direkt über eine Schaltfläche anzugeben, um das Modell auf der Karte auszurichten.
Veröffentlichung und Zusammenarbeit: Über ArcGIS Online oder ArcGIS Enterprise werden Daten für Teams und Stakeholder zugänglich gemacht. Hierzu können BIM-Daten als Gebäude-Szene-Layer-Pakete publiziert oder direkt in einer Szene veröffentlicht werden. Modelle im IFC-Format oder weiteren 3D-Objektformaten wie z.B. obj. Können über den 3D-Objekt-Layer direkt in ArcGIS Online oder ArcGIS Enterprise veröffentlicht werden, ohne die Freigabe über ArcGIS Pro. Wenn das IFC-Modell Geoinformationen enthält, können diese direkt gelesen werden. Wenn eine Positionierung mithilfe der beiden Positionierungsdateien *.prj und *.wld3 vorgenommen wurde, könne diese gemeinsam mit dem IFC-Modell hochgeladen werden, um das Modell am korrekten Standort abzubilden. Sollte keine Geoinformation vorliegen, kann das Model manuell positioniert werden.

Da Projekte nicht immer den gleichen Aufbau und Informationsgehalt benötigen wurden auch die GeoBIM-Möglichkeiten erweitert. Für mehr Flexibilität in den Projekten können GeoBIM-Inhalte und -Funktionen im ArcGIS Experience Builder integriert werden. So kann die GeoBIM-Ansicht um weitere Inhalte, Analysen und Informationen ergänzt werden und GIS- & BIM-Daten über den gesamten Lebenszyklus eines Objektes kombiniert Betracht, Mehrwerte bringen.
Fazit
Die Kombination von GIS und BIM eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die gebaute Umwelt. Sie schafft nicht nur Effizienz, sondern auch ein besseres Verständnis für komplexe Zusammenhänge. Wer heute plant, baut oder betreibt, kommt an dieser Integration nicht vorbei.
Wenn Sie mehr erfahren wollen schauen Sie gern auch hier vorbei:
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- Warum AEC-Unternehmen von Desktop- zu Named-User-Lizenzen in ArcGIS wechseln sollten – ArcGIS Blog
- Automatisierte Veröffentlichung von BIM-Daten für ArcGIS: Vom Entwurf zum Digital Twin – ArcGIS Blog
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