In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lokale und globale Szenen in ArcGIS Online und ArcGIS Pro aufweisen und wie man die Anzeigemodi sinnvoll einsetzt.
ArcGIS Pro sowie der Scene Viewer in ArcGIS Online erlauben es Ihnen, geographische Informationen im dreidimensionalen Raum (3D) als Szene darzustellen und zu analysieren. Im Vergleich zur herkömmlichen Kartenansicht, können Daten so als realitätsnahe Objekte visualisiert werden (z.B. Gebäude) und gleichzeitig in räumliche Beziehung zueinander gesetzt werden. Szenen beinhalten Daten-Layer, Grundkarten-Layer und Höhenoberflächen. Zusätzlich können auch Attribut- und Standalone-Tabellen in Szenen geöffnet und bearbeitet werden.
Als Nutzer:in haben Sie die Möglichkeit zwischen einer lokalen oder globalen Szene auszuwählen. Welcher Anzeigemodus für Ihre Daten am besten geeignet ist, hängt von den Anzeige- und Analyseanforderungen Ihres Projekts ab.
Ziel dieses Beitrags ist es, die Unterschiede zwischen globalen und lokalen Szenen zu verstehen und aufzuzeigen, wann sich welche Szene sinnvoll einsetzen lässt.
Globale Szene
Wie der Name bereits vermuten lässt, stellt die Globale Szene eine Ansicht für Daten dar, die den gesamten Globus betreffen. Globale Szenen nutzen kugelbasierte Projektionen und können nur mit den Referenzsystemen WGS 84 und CGCS 2000 dargestellt werden. Andere Referenzsysteme werden in diesem Anzeigemodus nicht unterstützt.
Da die Globale Szene globale Maßstäbe und große Ausdehnungen unterstützt, eignet sie sich perfekt für Daten, die sich über Kontinente oder mehrere Länder hinweg erstrecken und bei denen die Krümmung der Erdoberfläche ggf. berücksichtig werden muss.
Globale Szenen können zum Beispiel für die Visualisierung von Klima- und Wetterdaten, die Darstellung von Satellitenbahnen, Flugrouten oder globalen Entwaldungsraten genutzt werden. Doch auch für Daten mit lokalem Bezug kann die globale Szene ein geeigneter Darstellungsmodus sein, z. B. bei der Betrachtung von Pendlerströmen, die über Landkreisgrenzen hinweg reichen.

Lokale Szene
Lokale Szenen unterscheiden sich primär darin, dass Daten auf eine planare Oberfläche projiziert werden, anstatt auf eine Kugel. Dabei werden geographische und projizierte Koordinatensysteme unterstützt. Sie haben als Nutzer:in darüber hinaus die Möglichkeit, eigens benutzerdefinierte Koordinatensysteme zu verwenden.
Lokale Szenen eignen sich gut für Daten, die lokale bzw. regionale Maßstäbe sowie kleinere Ausdehnungen betreffen. Der Anzeigemodus ist hilfreich bei der Visualisierung von Städten in 3D, Baustellen oder regionalen Analysen wie z.B. Hochwassersimulationen.

Was die lokale und globale Szene gemein haben
Die globale Szene und auch die lokale Szene nutzen per Default Esri Standardgrundkarten und 3D-Grundkarten aus ArcGIS Online oder ArcGIS Enterprise. Eigene benutzerdefinierte Grundkarten und Höhendienste können ebenfalls erstellt werden.
In ArcGIS Pro (im Store erhältlich), nicht jedoch in ArcGIS Online, können beide Szenentypen im perspektivischen oder parallelen Darstellungsmodus angezeigt werden. Bei der perspektivischen Darstellung werden 3D-Objekte im Vordergrund größer angezeigt als im Hintergrund, um die natürliche Wahrnehmung des menschlichen Auges nachzuahmen. Die parallele Darstellung hingegen zeigt Features derselben physischen Größe identisch an – unabhängig von ihrer Entfernung vom Betrachtungspunkt. So wird bei senkrechter Betrachtung von oben, die Lage der Objekte nicht mehr verzerrt. Dadurch eignet sich der parallele Darstellungsmodus besonders für Architekturzeichnungen und für die Editierung als auch Ansicht statistischer Daten in 3D.
Die folgenden Abbildungen zeigen exemplarisch, wie die Anzeige sich je nach Darstellungsmodus ändert. Am Szenenausschnitt oder den Zoom-Einstellungen wurde nichts verändert.


Beide Szenen erlauben es außerdem Beleuchtungseigenschaften zu definieren. Sie können eine Tageszeit festlegen, zu der die Szene angezeigt werden soll, und haben so die Möglichkeit die Sonneneinstrahlung, die Bildung von Schatten als auch das Umgebungslicht zu beeinflussen. Es ist ebenfalls möglich, die sich verändernden Lichtverhältnisse im Zeitraffer abzuspielen.
Wo sich lokale und globale Szene uneins sind und was das für die Analyse bedeutet
Doch wo liegt nun der entscheidende Unterschied, der Ihre Wahl zwischen globaler und lokaler Szene beeinflusst?
Wie anfangs bereits erwähnt: in der Art der Projektion. Im Hinblick auf den zeitlichen Aufwand weisen lokale Szenen gegenüber globalen Szenen einen entscheidenden Vorteil auf, da Bearbeitungs- und Analysewerkzeuge auf planaren Geometrien schneller arbeiten als auf geodätischen. Grund dafür ist, dass die Form der Erde nur begrenzt berücksichtigt wird.
Je größer jedoch das Untersuchungsgebiet ist, desto eher lohnt sich der Wechsel in die globale Szene, um eine geodätische Berechnungsgrundlage zu erhalten und um Messungenauigkeiten zu vermeiden. Da geodätische Projektionen die Erdkrümmung berücksichtigen, sind sie genauer, verlaufen aber weniger performant.
Bei jeglicher Analyse und Bearbeitung gilt es zusätzlich zu beachten, dass es zu Messungenauigkeiten kommen kann, wenn lokal erfasste Daten in einem anderen lokalen oder globalen System (und umgekehrt) bearbeitet werden. Daten sollten daher immer nur in dem Koordinatensystem editiert werden, in dem sie erfasst wurden.
Ein weiterer Unterschied, wenn auch nicht unbedingt entscheidend: In globalen Szenen lassen sich atmosphärische Effekte, wie ein Abendrot oder der Sonnenaufgang, darstellen. Dies ist in lokalen Szenen nicht möglich.


Fazit
ArcGIS Pro bietet mit der Wahl zwischen einer lokalen oder globalen Szene das optimale Tool, geographische Daten im dreidimensionalen Raum zu analysieren und zu visualisieren. Während lokale Szenen sich bei kleineren Untersuchungsgebieten für schnelle Analysen und Berechnungen besonders eignen, überzeugen globale Szenen durch ihre umfassenden Visualisierungsmöglichkeiten als auch Berechnungsgenauigkeiten auf globaler Ebene.
Welche Szenenart die passende ist, hängt letztlich von den Anforderungen des jeweiligen Projekts und der räumlichen Ausdehnung der Daten ab.
Und falls die Entscheidung schwerfällt: In ArcGIS Pro ist es natürlich möglich, dieselben Daten in einer lokalen und globalen Szene nebeneinander in unterschiedlichen Ansichten anzeigen zu lassen, als auch Ansichten miteinander zu verknüpfen.




