Zum elften Mal kam die Schweizer GIS-Welt auf dem Berner Gurten zusammen. Knapp 250 Besucherinnen und Besucher machten sich am 3. September mit dem Neusten rund um ArcGIS vertraut. Dabei wurde eines deutlich: Die digitale Zukunft kommt an GIS und Geo nicht vorbei.
„Der Esri TechDay ist eine Schweizer Institution.“ Mit diesen Worten eröffnete Peter Jäger, Managing Partner von Esri Schweiz und Esri Deutschland, den Esri TechDay 2019. Das Anwachsen der Besucherzahl auf knapp 250 GIS-Begeisterte bestätigte den Stellenwert und die Anziehungskraft der Veranstaltung.
Seit elf Jahren kommt die Schweizer GIS-Community nunmehr auf dem Esri TechDay zusammen – zum Austausch, zum Wissenstransfer und zum Networking. Man will wissen, was mit GIS geht. Auf dem Gurten erfährt man es.
Urban Vision 4.0
Dafür sorgten in diesem Jahr unter anderem die Plenary-Speaker Sabrina Contratto Ménard, Architektin und Stadtentwicklungs-Visionärin, und Dominik Tarolli, Director Smart Cities bei Esri US. Die beiden Gast-Speaker gaben einen Ausblick auf die urbane Entwicklung von morgen – und verwiesen dabei auf die bedeutende Rolle von Datenanalysen mit Raumbezug.
Contratto Ménards einleitende Publikumsbefragung bestätigte, was großformatige Studien bereits herausstellten. „Die meisten Menschen arbeiten nicht an dem Ort, an dem sie leben. Rund 90% aller Schweizer pendeln.“ Das hat Folgen: Das Verkehrsaufkommen steigt, der Stresspegel ebenfalls. CO2-Emissionen, Parkplatzmangel, wenig einladende Einkaufszentren am Stadtrand sowie das Ladensterben in den Innenstädten sind allesamt Faktoren, die die Lebensqualität mindern.
„Der Fokus liegt auf der Lebensqualität der Menschen“
Contratto Ménards Antwort auf die wenig nachhaltige Stadt- und Siedlungsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte fiel dreifach aus: Dichte, Mix und Qualität.
Das Team um Contratto Ménard verbindet Raumwissenschaft, Empirie und städtebauliche Kompetenz, um Antworten auf die drängendsten Fragen der Stadtentwicklung zu finden: Wie viele Menschen sollten auf welchem Raum leben? Wie ist das Verhältnis von Flächennutzung und Einwohnerzahl? Wie viele Arbeitsstellen sollten pro Einwohner zur Verfügung stehen? Und wie lässt sich der öffentliche Raum so planen, dass sich die Menschen wohlfühlen und sich mit ihm identifizieren?
Städtebauliche Visionen, so Contratto Ménard, entstehen erst dann, wenn diese Fragen in ihrer Tiefe reflektiert und beantwortet werden. Dabei gilt: „Der Fokus jeder Baumaßnahme muss immer auf der Lebensqualität der Menschen liegen.“
Daten stehen im Dienst der Bevölkerung – nicht umgekehrt
Dominik Tarolli, der bei Esri US das Thema Smart Cities verantwortet, knüpfte an die Ausführungen seiner Vorrednerin an. Die vier Säulen einer Smart City sind für ihn kluge Planung und nachhaltige Entwicklung, die Effizienz von politischen und administrativen Workflows, die Beteiligung der Bevölkerung an Entscheidungsprozessen und – und dieser Punkt bildet die Klammer für die drei erstgenannten Ziele – der Einbezug von Daten und Datenanalysen.
Dass die Potentiale der Datennutzung nicht nur zur Verbesserung urbaner Lebensqualität dienen, zeigte Esri-Produktexperte Matthias Schenker. Sein Vortrag bildete die Brücke zwischen den Gast-Speakern und den Tech Tracks am Nachmittag. Dabei zeigte er die gesamte Bandbreite von ArcGIS und betonte die Vorteile eines integrativen Systems, das unterschiedliche Daten verknüpft, analysiert und in Form digitaler Karten bereitstellt.
ArcGIS lässt alle mit einer Stimme sprechen, ob im Städtebau, im Bereich der zivilen Sicherheit, beim unternehmerischen Risikomanagement, der Expansionsplanung, im Umweltschutz, der Logistik oder im Bereich Telekommunikation.
Überall sammeln sich große Datenmengen, aus denen sich erst dann verwertbare Informationen ableiten lassen, wenn sie in ihren räumlichen Kontext gesetzt werden. GIS schafft Orientierung in einer digitalen Welt.
Geballtes Tech-Knowhow
Am Nachmittag fanden schließlich die Tech Tracks statt. Neben den Neuerungen in ArcGIS Pro 2.4 sowie Enterprise 10.7.1 standen hier die ArcGIS-App-Palette sowie die Potentiale von Künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Deep Learning im Zusammenspiel mit GIS im Fokus.
Dabei wurde deutlich: Die digitale Zukunft kommt an GIS und Geo nicht vorbei. Anders ausgedrückt: Wer das ‚Warum‘ verstehen möchte, der braucht eine Antwort auf das ‚Wo‘. Denn wer seine Daten um den Geo-Faktor erweitert, profitiert von dem, was man unter dem Begriff Location Intelligence versteht. Geodaten in Verbindung mit KI unterstützen dabei, Risiken vorherzusagen, Lieferketten effizienter zu gestalten oder den Verkehrsfluss in Städten sicherer zu machen. Geoinformationssysteme wie ArcGIS können Daten in Echtzeit filtern, verarbeiten, räumlich analysieren und in Form digitaler und interaktiver Karten bereitstellen.
ArcGIS Urban: Bauszenarien in 3D
Besonderes Interesse weckte auch der Workshop zu ArcGIS Urban. Mit dem neuen Produkt lassen sich Bebauungsszenarien in 3D berechnen und visualisieren.
Thomas Koblet, Head of Digital Government von Esri Deutschland und Esri Schweiz, stellte das Produkt zusammen mit zwei Kollegen vor, dem Produkt- und 3D-Spezialisten Özgür Ertac und dem GeoBIM-Experten Chris Haeberli. „Anhand eines digitalen Zwillings einer Stadt sehen Planer, Architektinnen und Entscheider auf einen Blick, welche Effekte eine Baumaßnahme hat“, so Koblet über die Möglichkeiten von ArcGIS Urban. „Und sie sehen zu jeder Zeit, was noch zu tun ist, um die Ziele unter Einbezug von städtebaulichen Vorgaben, Parameter und Bauzonenordnungen zu erreichen.“
Wir sagen Danke
Am Ende waren sich alle einig: Die elfte Auflage des TechDay war ein voller Erfolg. Daher bleibt nur noch eines zu sagen: Esri Schweiz und Esri Deutschland bedanken sich bei allen TechDay-Besucherinnen und -Besuchern, bei den Speakern sowie beim Gurtenpark für einen inspirierenden Tag!
Wir würden uns freuen, Sie auf einer der folgenden Veranstaltungen zu begrüßen: