Die Geodatabase ist das primäre Datenformat in ArcGIS. Erfahren Sie, wie es dazu kam und welche Vorteile Ihnen die Geodatabase bietet.
Teil 1: Ein Überblick
Microsoft hat die Unterstützung der Microsoft Jet Database Engine 4.0-Bibliotheken eingestellt; die DAO-Technologie (Data Access Objects) ist veraltet. Auf dieser Microsoft-Technologie basierte die bisherige Unterstützung von Personal-Geodatabases innerhalb von ArcMap für ArcGIS Desktop. Zudem gibt es keine 64-Bit-Versionen dieser Bibliotheken – ArcGIS Pro ist jedoch eine 64-Bit-Anwendung. Da also die Technologie zur Erstellung von Personal-Geodatabases veraltet ist und Microsoft explizit von der Nutzung nicht unterstützter Formate abrät, gibt es keine Zukunft für Personal-Geodatabases in ArcGIS Pro.
Unsere Empfehlung für Ihre Datenhaltung: Migrieren Sie Ihre Daten aus der Personal- in die File- oder Mobile-Geodatabase. In diesem ersten Blog zu diesem Thema möchten wir Sie durch diesen Prozess begleiten.
Der Teil 2 aus dieser Reihe, “Daten zusammenbringen: OLE-DB-Verbindungen in ArcGIS Pro erstellen und nutzen“ zeigt auf, wie ArcGIS Pro verwendet werden kann, um OLE-DB-Verbindungen zu einer Microsoft Access-Datenbank (.accdb), einer Personal-Geodatabase (.mdb) und einer MySQL-Datenbank herzustellen.
Alles, was Sie für den Einstieg wissen müssen, finden Sie in diesem ersten Blogbeitrag.
Geodatabase: Damals und heute
Die Welt um uns herum befindet sich in stetigem Wandel, und das trifft auch auf unsere Daten zu.
Gehen Sie mit uns auf die Reise: Wir behalten dabei die Vergangenheit im Blick und wertschätzen die Funktionalität, die immer noch vorhanden ist. Gleichzeitig öffnen wir uns den Weiterentwicklungen, die die Zukunft bereithält.
Damals
Erinnern Sie sich noch an die erste Phase des ArcGIS-Systems, als das Geodatabase-Modell mit Erscheinen von ArcGIS 8.0 im Jahr 1999 eingeführt wurde?
Mit ArcGIS 8.0 etablierte sich die Geodatabase für alle ArcGIS-Softwarekomponenten für die gemeinsame Datenspeicherung und -verwaltung. Manche Benutzer:innen begannen die Reise zögerlich, andere wiederum migrierten ihre Daten aus Shapefiles und Coverages rasch und profitierten von neuen Funktionalitäten, die nur in der ständig weiterentwickelten Geodatabase genutzt werden konnten.
Ursprünglich wurden Geodatabases entweder als Personal-Geodatabase oder Mehrbenutzer-Geodatabases nur in der 32-Bit-Anwendung ArcGIS Desktop implementiert. Eine Personal-Geodatabase als Einzelbenutzervariante verwendete das Microsoft Jet-Format. Sie wurde in einer Microsoft Access-Datei mit der Dateierweiterung .mdb gespeichert und war auf eine Größe von 2 GB beschränkt. Mehrbenutzer-Geodatabases konnten dagegen in einem Datenbankmanagementsystem (DBMS) gespeichert und mit ArcSDE verwaltet werden. Im Jahr 2006 mit Erscheinen von ArcGIS 9.2 wurde die File-Geodatabase eingeführt, die wesentlich mehr Funktionalitäten und eine bessere Performance bot als die Personal-Geodatabase.
Heute
Auch knapp 25 Jahre später ist die Geodatabase immer noch die native Datenstruktur für ArcGIS sowie das primäre Datenformat zur Bearbeitung und Datenverwaltung.
ArcGIS Pro ist die leistungsstarke, professionelle und vollumfängliche Single-Desktop-GIS-Anwendung der nächsten Generation. ArcGIS Pro bietet die beste GIS-Experience rund um die Erstellung, Analyse und Visualisierung von räumlichen Daten sowie der Arbeit mit räumlichen Daten.
Zum Verständnis
ArcGIS Pro führt räumliche Analysen und Data-Science-Workflows auf einer 64-Bit-Multithread-Architektur durch, wodurch ohne Wartezeit gleichzeitig mehrere Prozesse ausgeführt werden können. Hier ein Beispiel: Während im Bereich “Geoverarbeitung” ein Werkzeug ausgeführt wird, können Sie weiterhin in einer Ansicht navigieren oder im Bereich “Inhalt” ein Dataset hinzufügen.
ArcGIS Pro arbeitet projektbasiert, so dass alle Karten, Layouts, Werkzeuge, Geodatabases und Verbindungen an einem Ort gebündelt sind. Dadurch lassen sich Daten besser sammeln, speichern, verwalten, aufbereiten und für eine ganze Reihe an ArcGIS-Produkten freigeben, wie z.B. ArcGIS Online und ArcGIS Enterprise. Darüber hinaus wird durch Web-GIS die Arbeit im gesamten ArcGIS-System erleichtert.
ArcGIS Pro unterstützt verschiedenste Datenquellen. Im Mittelpunkt steht allerdings die Nutzung der Geodatabase, da alle Funktionalitäten und Workflows rund um die Speicherung räumlicher Daten und das GIS-Datenmanagement mit der Geodatabase optimal unterstützt werden.
ArcGIS Pro unterstützt diese drei Geodatabase-Typen:
Moment mal!
Warum wird die Personal-Geodatabase (.mdb) hier nicht als unterstützter Geodatabase-Typ in ArcGIS Pro aufgelistet?
Es ist uns aus vielen Gesprächen mit Kunden und Benutzer:innen bekannt, dass der Wunsch nach Unterstützung der Personal-Geodatabase in ArcGIS Pro besteht. Einige von Ihnen haben die Migration nach ArcGIS Pro sogar aufgeschoben, bis die Personal-Geodatabase vielleicht doch unterstützt wird. Es gibt allerdings einige gute Gründe dafür, warum die Personal-Geodatabase in ArcGIS Pro bisher nicht und auch zukünftig nicht unterstützt wird. Dazu zählen diese:
- Microsoft hat die Unterstützung der Microsoft Jet Database Engine 4.0-Bibliotheken eingestellt; die DAO-Technologie (Data Access Objects) ist veraltet.
- ArcGIS Desktop 8.x, 9.x und 10.x nutzten diese Microsoft JET 4-Bibliotheken, einschließlich der Jet Data Access Objects (DAO), für die Arbeit mit der Personal-Geodatabase. ArcGIS Pro ist eine 64-Bit-Anwendung, es gibt aber keine 64-Bit-Version der nicht mehr unterstützten Microsoft JET-Bibliotheken und Jet DAO gelten als veraltete Technologie. Aus diesem Grund waren Personal-Geodatabases auch in ArcGIS Server nie unterstützt.
- Microsoft-Bibliotheken, die in der Vergangenheit für die Arbeit mit Personal-Geodatabases funktioniert haben, sind in den aktuellen Windows-Versionen nicht vorhanden und werden auch im 64-Bit Windows-Betriebssystem nicht zur Verfügung stehen.
- Da es also von Microsoft keine Unterstützung mehr für diese Bibliotheken gibt und auch keine alternativen Bibliotheken existieren, kann es für die Personal-Geodatabase in ArcGIS Pro keine Zukunft geben.
Weitere Details erfahren Sie in diesen Auszügen aus der Microsoft-Dokumentation:
Dies ist ein Auszug aus dem Absatz Microsoft/Windows Data Access Components:
Den Komponenten in den Microsoft/Windows Data Access Components (MDAC/WDAC) werden keine neuen Features hinzugefügt, und es wird nicht empfohlen, sie für die Entwicklung neuer Anwendungen zu verwenden.
Eingestellte MDAC/WDAC-Komponenten:
Diese Komponenten werden in der aktuellen Version von MDAC/WDAC noch unterstützt, aber sind in zukünftigen Versionen möglicherweise nicht mehr enthalten. Microsoft empfiehlt, bei der Entwicklung neuer Anwendungen die Verwendung dieser Komponenten zu vermeiden. Wenn Sie bestehende Anwendungen aktualisieren oder modifizieren, entfernen Sie jede Abhängigkeit von diesen Komponenten.
Hier die Aussage zur Microsoft Jet Database Engine:
Microsoft Jet Database Engine 4.0: Ab Version 2.6 umfasst MDAC keine Jet-Komponenten mehr. Anders ausgedrückt: MDAC 2.6, 2.7 und 2.8 enthalten nicht Microsoft Jet und auch nicht den Microsoft Jet OLE-DB-Anbieter, die ODBC-Desktop-Datenbanktreiber und Jet-Datenzugriffsobjekte (Data Access Objects, DAO). Es gibt keine 64-Bit-Version der Jet Database Engine, des Jet OLE-DB-Treibers, der Jet ODBC-Treiber oder der Jet-DAO. Weitere Informationen finden Sie im Knowledge Base-Artikel 957570.
Dies ist ein Auszug aus dem Absatz Veraltete Datenzugriffstechnologien:
Veraltete Technologien sind Technologien, die in mehreren Produktversionen nicht mehr erweitert oder aktualisiert wurden und in zukünftige Produktversionen nicht mehr eingeschlossen werden. Verwenden Sie diese Technologien nicht, wenn Sie neue Anwendungen schreiben. Wenn Sie vorhandene Anwendungen modifizieren, die mit diesen Technologien geschrieben wurden, sollten Sie eine Migration dieser Anwendungen auf ADO.NET oder eine andere aktuelle Technologie in Erwägung ziehen.
Hier die Aussage zu den Data Access Objects (DAO):
Data Access Objects (DAO): DAO bietet Zugriff auf JET-Datenbanken (Access). Diese API kann aus Microsoft Visual Basic, Microsoft Visual C++ und Skriptsprachen verwendet werden. Sie war in Microsoft Office 2000 und Office XP enthalten. DAO 3.6 ist die letzte Version dieser Technologie. DAO werden in der 64-Bit-Version des Windows-Betriebssystems nicht verfügbar sein.
Die Zukunft ohne Personal-Geodatabases
Was sind nun Ihre Möglichkeiten, wenn Sie derzeit noch eine oder mehrere Personal-Geodatabases nutzen?
Es gibt verschiedene Optionen. Diese Liste gibt Aufschluss:
- Nutzen Sie OLE-DB, um eine schreibgeschützte Verbindung von ArcGIS Pro zu Ihrer Personal-Geodatabase herzustellen.
- Migrieren Sie Ihre Daten aus einer Personal-Geodatabase in eine File-Geodatabase.
- Empfohlener Workflow: Migrieren Sie Ihre Daten aus einer Personal-Geodatabase in eine Mobile-Geodatabase.
Doch was genau ist eine Mobile-Geodatabase?
Mit ArcGIS Pro 2.7 hat Esri einen neuen Geodatabase-Typen basierend auf einer SQLite-Datenbank eingeführt, die Mobile-Geodatabase. Mobile-Geodatabases unterstützen alle Geodatabase-Datasets und -Verhaltensweisen, wie beispielsweise Domänen, Subtypes, Attributregeln, Topologien, Parcel-Fabrics und Utility Networks. Unter Mobile-Geodatabases finden Sie eine umfassende Liste aller Verhaltensweisen, die von Mobile-Geodatabases unterstützt werden.
Sie können sich darüber hinaus in diesen Blogbeiträgen und Quellen mit Mobile-Geodatabases vertraut machen:
Weitere Hilfe
Sicher bleibt eine ganze Reihe an Fragen offen, daher wird diese Blog-Serie fortgesetzt.
Rückblickend betrachtet gab es Benutzer:innen, die in der Zeit der Migration von ARC/INFO 7 auf ArcInfo 8.x gezögert haben und hartnäckig an ihren Coverages festhalten wollten; neue Verhaltensweisen und Konzepte, wie beispielsweise Subtypes, Domänen und Topologien, mussten sich erst durchsetzen und auch die Geodatabase war für alle neu.
Unsicherheiten im Hinblick auf diesen stetigen Wandel sind nachvollziehbar.
Für alle Leser:innen dieses Blogbeitrags: Der Tag der Migration rückt näher und Sie setzen sich bereits mit den Möglichkeiten auseinander, die es für Ihren spezifischen Hintergrund, Ihre Erfahrungen und auch Ihre geschäftlichen Anforderungen gibt. Keine Situation ist wie die andere, aber mit diesen Informationen sind Sie gut gerüstet.
Mithilfe der besten Geodatabase Product Engineers und Entwickler:innen bei Esri geben wir Ihnen aus erster Hand die gesammelten Einblicke sowie Tipps und Tricks mit auf Ihren Weg.
Das Abenteuer beginnt mit dem nächsten Blogbeitrag in dieser Serie: „Daten zusammenbringen: OLE-DB-Verbindungen in ArcGIS Pro erstellen und nutzen“
Hier erfahren Sie, wie Sie OLE-DB-Verbindungen in ArcGIS Pro herstellen, um sich schreibgeschützt mit vorhandenen Datenquellen zu verbinden – einschließlich der Verbindung zu Microsoft Access-Datenbanken und einer Personal-Geodatabase.
Dieser Blogbeitrag ist teilweise eine Übersetzung des englischen Beitrags: It’s Not Personal: A quick history of the geodatabase and why personal geodatabases are not in ArcGIS Pro (esri.com)